Wer dieser Tage den oberen Teil des Boffzer Friedhofs besucht, wird es bemerken: Die Mauer entlang der Oberen Dorfstraße ist aufwendig saniert worden – und erstrahlt nun wieder in festem, gepflegtem Zustand. Sie gehört zu einem Ort des Erinnerns, dessen Geschichte bis ins Jahr 1848 zurückreicht – ein Jahr, in dem in Europa die Revolution tobte und auch in Boffzen sich vieles veränderte.
Damals, im Revolutionsjahr, beschlossen die Boffzer, ihre Toten nicht länger auf dem mühsamen Weg zum alten Friedhof zu bringen, der sich am Burgweg zwischen Boffzen und Fürstenberg befand. „Man hatte die Särge den Berg hinan tragen müssen – das wollten die Boffzer nicht mehr“, heißt es in alten Aufzeichnungen. Der Wunsch nach einem eigenen Friedhof im Ort wurde Wirklichkeit – oberhalb des südlichen Dorfteils an der heutigen Oberen Dorfstraße.
Zum Schutz und zur Abgrenzung wurde der neue Friedhof mit einer Mauer aus Buntsandstein eingefasst. Die Steine stammten aus dem örtlichen Steinbruch, verarbeitet von Maurern der Region. Doch obwohl das Mauerwerk solide ausgeführt wurde, fehlte es damals noch an einem haltbaren Mörtel. Über Jahrzehnte drangen Pflanzen und Feuchtigkeit in die Fugen, Wurzeln lockerten die Struktur und Frost sprengte kleinere Risse auf. Die Mauer war nicht einsturzgefährdet – aber stark sanierungsbedürftig. Der Zustand machte eine umfassende Erneuerung unumgänglich.
Wie aber sollte ein solches Projekt finanziert werden? Die Antwort kam aus der Mitte der Gemeinde – vom Kirchen-Café. Seit vielen Jahren engagieren sich hier Frauen der Kirchengemeinde ehrenamtlich, backen Kuchen, schenken Kaffee aus, schaffen einen Ort der Begegnung – und unterstützen mit den Erlösen immer wieder wichtige Vorhaben.
Dank dieser Unterstützung konnte die Fachfirma Liebenau Fugentechnik aus Beverungen beauftragt werden. Sie trug ein Teilstück der Mauer sorgfältig ab, setzte es fachgerecht neu auf und verfugte es dauerhaft. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der sanierte Abschnitt fügt sich harmonisch in das historische Bild des Friedhofs ein und wird schon jetzt als echtes Schmuckstück wahrgenommen.
Der Friedhofsausschuss und der Ortskirchenvorstand Boffzen danken den engagierten Frauen aus dem Kirchen-Café herzlich für ihren Einsatz: „Euer Engagement ist ein Segen für unsere Gemeinde – sichtbar nun auch im festen Mauerwerk.“
Das Kirchen-Café hat sich über die Jahre zu einem festen Anlaufpunkt für Radfahrer, Wanderer und Gäste aus nah und fern entwickelt. Geöffnet ist es sonntagnachmittags von Ostern bis Oktober im Pfarrhaus – ein Ort der Gastfreundschaft, an dem deutlich wird: Gemeinde ist mehr als Gottesdienst. Sie ist da, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen – und sogar alten Mauern neues Leben einhauchen.
Text: Manfred Bues