"Irgendwas von dir, bleibt hier!"

von Lektor Tobias Böker

Liebe Leser und Leserinnen,

ein Abschied kommt immer unverhofft und meist plötzlich. In der letzten Woche war ich auf einer Trauerfeier.

Beim Abschiednehmen kommen einem immer unterschiedliche Gedanken in den Kopf. Die Verstorbene hat, wie es schien, sich selbst auch Gedanken über ihren Abschied und Tod gemacht, denn auf ihren Wunsch wurde das Lied „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr gespielt, was kein Auge trocken ließ. Die Kölner Sängerin hat das Lied 1987 zusammen mit Wolfgang Niedecken und Tommy Engel eingespielt.

Besonders die Textzeile „Irgendwas von dir, bleibt hier“ hat es mir angetan. Die Vorstellung hat etwas Tröstliches: Derjenige, der geht, hinterlässt etwas von sich und bleibt so bei denen, die ihn gekannt haben. Dann ist er zwar nicht mehr da, aber trotzdem noch gegenwärtig. Die Lücke kann man nicht schließen, sie tut aber nicht mehr ganz so weh.
Auch Jesus war bewusst, dass er seinen Jüngern fehlen würde, nachdem er in den Himmel aufgefahren wäre. Darum sagte er ihnen vor seinem Weggang:
„So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen. Dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude“.

In diesem Trauergottesdienst wurde auch Abschied genommen, von einer geliebten Person, einem Partner, einem Elternteil, der wie es schien, viel zu früh gegangen ist, durch eine Krankheit, gegen die Sie keine Chance hatte. Das Herz konnte am Ende nicht repariert werden, so wie es Udo Lindenberg in „Ein Herz kann man reparieren“ am Ende besingt. Indem viel zu kurzen Leben ist so einiges passiert, im eigenem, wie auch im Leben der Familie. Die Heirat. Eine Geburt. Ein Leben, wie man es sich immer gewünscht hat, mit Urlauben und Aktivitäten.
Aber wie steht es nun mit dem Abschied von dieser Person und der Hoffnung der Liedzeile „Irgendwas von dir, bleibt hier“?
Ich glaube, diese Frage können am besten alle beantworten, die diese Person privat und beruflich kennenlernen durften.

Ich kann mir vorstellen, dass sie immer ein offenes Ohr für alle hatte, und mit ihrer lauten, aufbrausenden und doch liebevollen Art so manchen von sich begeistert hat, aber vielleicht auch damit andere verunsicherte. Direkt und ohne viel Geschnörkel muss es wohl manchmal gewesen sein. Aber wenn man ein Anliegen hatte, konnte man sich immer an sie wenden. Es gab immer Zeit für einen, auch wenn es nicht passte. Und so manches Mal wurden die eigenen Ansprüche hinten angestellt.

„Irgendwas von dir, bleibt hier“ für mich persönlich ist es nicht nur Erinnerung, die bleibt. Ich freue mich darauf, unsere Lieben irgendwann unverhofft wiederzusehen und da weiterzumachen, wo es so abrupt geendet hat. Für mich bleibt immer etwas von der Person da, solange man seine Erinnerung an sie behält. Noch heute erinnert man sich an den Mann aus Galiläa, der Wunder vollbracht hat, und am Ende sogar den Tod besiegte. Das allein zählt für mich, die Hoffnung, die uns gegeben wurde, auf ein Wiedersehen nach unserem eigenen Tod.

Michaela, denk dran, es muss weitergehen und „Irgendwas von dir, bleibt hier“….

Amen